Lektüre für MinutenWie so viele Bücher überall auf der Welt liegt auch dieses neben der Toilette, als ich es entdecke. Ich sehe den wunderschönen Einband - wie handmarmoriertes Papier - und bekomme ein wohliges Gefühl, eine leise Ahnung. Das Buch ist mir vertraut und lieb, ich erkenne es wieder: Hesse - Lektüre für Minuten. Na, passt doch - das Örtchen. Und dann der Ort. Dass ich Hesse in der Toskana wiedertreffe, verwundert nicht wirklich. Vielleicht hofft er auf ein neues Verständnis meinerseits, war ich doch völlig Toskana unerfahren bei unserer ersten Begegnung. Und auch im Laufe der Jahre zog mich nichts dorthin. Aber ich habe, nach und nach, mehr und mehr Hesse gelesen. Ein Blick - hier in die Landschaft - ja, ich verstehe ihn gut, vielleicht sogar besser. Hesse musste lange auf mich wartenAnja, meine Freundin aus der Schulzeit, die am selben Tag im gleichen Jahr wie ich geboren wurde, hatte mir dieses Buch mit "Gedanken aus seinen Büchern und Briefen" zum 18. ten Geburtstag geschenkt. Ich sehe noch immer die Widmung in ihrer schönen Handschrift vor mir. So schön das Buch und die Freude darüber auch waren, Hesse musste lange auf mich warten. Es sind so an die 15 Jahre gewesen, bis ich das Buch wieder entdeckte, nachdem ich den "Siddharta" von Hesse gelesen hatte. Die Zeit war reif, dass ich die kleine Schatzkammer, in meinem Regal, geniessen und würdigen konnte. Vor sieben Jahren hatte ich meinen zweiten "Hesseschub" bei dem ich mich durch die Gesamtausgabe fräste - bis mir Hesse, mit seinem Lamentieren über die Welt, auf einmal tierisch auf den Zeiger ging. Und gleichzeitig ist es genau diese Bandbreite von fein- und scharfsinnigen Betrachtungen, leiser, feiner Wahrnehmung und dem weiten Spannungsbogen von Alltagsverdruss bis hin zur dunkelgrauen Depression, die diesen Menschen, Maler und Schriftsteller so wahrhaftig und lesenswert machen. Links
Hermann Hesse ist am 09. August 1962, also gestern vor 54 Jahren gestorben. Diese und andere Informationen über den Künstler finden sich auf der Webseite: www.hermann-hesse.de.
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Gabriele Castagnoli hat hier ab April 2016 über zwei Jahre die Pilgerschaft mit ihrem Mann Sesto G. Castagnoli beschrieben. Archive
September 2018
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